WEINGARTEN (db)- Am Blutfreitag, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt, findet in Weingarten der Blutritt statt, der die größte Reiterprozession europaweit ist. Zu dem kirchlichen Brauchtum kommen jedes Jahr viele Reiter aus nah und fern. Dazu gehört auch die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen.
Unzählige Zuschauer säumten die Wege, als die Prozession der Blutreiter bei strahlendem Sonnenschein durch die Straßen zog. Rund 1800 Reiter, verteilt auf sechsundneunzig Blutreitergruppen, waren dabei. Die einzelnen Blutreitergruppen sind teilweise mehr als hundert Reiter stark. Das Interesse am Blutritt in Weingarten ist ungebrochen. Die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen war dieses Jahr mit einer Abordnung von vier Reitern vertreten. Sie wurden von Familienmitgliedern und Freunden als Pilger begleitet. Für die Röhlinger Blutreiter ritten Wolfgang Walter, Denis Abele, Georg Gösele und als erste Frau der Blutreitergruppe Röhlingen Inga Maierhöfer. Besonders in diesem Jahr war das 50-jährige Jubiläum der Röhlinger Blutreitergruppe. Seit 1973 geht diese Gruppe regelmäßig nach Weingarten zum Blutritt. Ursprünglich wurde die Blutreitergruppe vom Reit-und Fahrverein Röhlingen von Josef Betzler, dem „Sattler“ von Röhlingen, gegründet, um beim Blutritt in Weingarten mitreiten zu können. Als Gruppenführer leitete er diese viele Jahre. Seit 1999 hat diese Aufgabe der Ehrenvorsitzende Gebhard Bühler übernommen. Berechtigterweise ist die Gruppe sehr stolz auf ihr 50-jähriges Jubiläum. Am 13. Oktober soll dieses dann gebührend in Röhlingen gefeiert werden.
Weiterhin waren aus dem Ostalbkreis die Blutreitergruppen von Jagstzell und Neuler vertreten.
Die Festpredikt am Donnerstag Abend hielt in diesem Jahr Bischof Ivo Muser aus Bozen-Brixen, der auch das Pontifikalamt am Freitag gemeinsam mit Bischof Marco Busca aus Mantua hielt. Heilig-Blut-Reiter war in diesem Jahr wieder, wie in den Vorjahren auch, Dekan Ekkehard Schmid. Das Pilgeramt am Freitag hielt Domkapitular Andreas Rieg aus Rottenburg.
Der Blutritt von Weingarten hat bei den Reitern einen besonders hohen Stellenwert. Wie stark die Reiter mit dem Blutritt zu Weingarten verbunden sind, zeigen die vielen Jubiläen. Es gibt Blutreitergruppen mit 50-jährigem Bestehen, mit 75 Jahren und 100 Jahren. Einzelne Reiter waren selbst schon fünfzig oder gar bis zu siebzig Mal dabei. Der Blutritt von Weingarten unterschied sich lange von den anderen bekannten Blutritten. Bei den “normalen” Blutritten konnte jeder Reiter teilnehmen. In Weingarten war dies anders. Nur eine Blutreitergruppe, deren Bewerbung angenommen wurde, darf teilnehmen. Zur Ausstattung zahlreicher Pferde gehört auch eine Kandare, bei den Reitern ist Frack mit Zylinder seit 1905 erwünscht. Aus Tradition waren in Weingarten nur männliche Reiter vertreten, was den Blutritt ebenso von den anderen Blutritten abgrenzt. Weibliche Reiter waren nur zugelassen, wenn sie Ministrantinnen waren. Erst seit wenigen Jahren ist der Blutritt auch für Frauen zugelassen. Bei den Altersgruppen sind viele Senioren vertreten. Viele Reiter sind über 70 Jahre alt und immer noch dabei. Es sind aber auch junge Reiter zu sehen, teilweise sind diese erst sechs bis sieben Jahre alt.
Info: Die Heilig-Blut-Reliquie ist ein Teil eines in Mantua aufgefundenen Schatzes und gelangte in Jahr 1094 durch Juditha, die Tochter Richard III. von der Normandie, nach Weingarten als Stiftung an das Kloster.
Aus einem Flurumgang zu Fuß, später auch zu Pferd, in der Bittwoche mit der Heilig-Blut-Reliquie zum Segen der keimenden Saaten entwickelte sich der Blutritt von Weingarten, u.a. 1529 als “von altersher” bezeugt.
Diese Info stammt aus dem “Festgruß zum Blutfreitag in Weingarten am 10. Mai 2024”, “Ursprung und Bedeutung der Heilig-Blut- Reliquie” von Dekan Ekkehard Schmid und aus dem Heft “Das Heilige Blut zu Weingarten”.
Hier haben wir noch einige Impressionen:
Verabschiedung Weingartenreiter am 9. Mai und Lichterprozession in Weingarten am Donnerstag Abend hat Gebhard Bühler beigesteuert. Vielen Dank!























