Anton Bühler besucht 1936 die Reit- und Fahrschule Eutin in Norddeutschland und wird zum Reitlehrer ausgebildet. Über das Gelernte hielt er einen Vortrag vor seinen Reiterkameraden. Der Anfang und das Ende des Vortrags sind leider nicht mehr vorhanden.
…Unabhängig von den durch Rassezugehörigkeit bedingten Unterschiede soll jede Mutterstute tief, breit, gut geschlossen und leichtfüttrig sein. Sie soll auch gute, starke Beine und einen gelenkigen Gang haben. Die männlichen Tiere sind von dem Landesgestüt, dem Zuchtziel und dem Zuchtgebiet entsprechend ausgelesen. Darum soll auch jeder Pferdehalter, wenn er züchtet, nicht immerfort kreuzen, sondern Reinzucht betreiben, sei es Kalt- oder Warmblut. Vor allem möchte ich erwähnen, daß die wenigen Warmblutstuten auch mit Warmbluthengsten gedeckt werden, wenn auch die Fohlen mit 1 1⁄2 bis 2 Jahren nicht so gut bezahlt werden wie die frühreifen Kaltblüter.
Sollte das Fohlen von der Mutter jetzt weg, so muß man sich überlegen, ob man es verkauft oder ob man es selber behält. Verdient wäre jetzt am meisten, denn so ein Absatzfohlen bringt 400 – 500 Mark.
Ziehen wir das Fohlen selbst groß, so müssen wir ihm größte Aufmerksamkeit schenken, gutes Futter verabreichen, möglichst viel Bewegung auf der Weide geben und sonst gute Pflege. Ein besonderes Auge ist auf die Hufpflege zu richten. Ein junges Pferd soll nicht zu früh zur Arbeit verwendet werden, da seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
Da unsere Pferde das ganze Jahr über treu in unserem Dienst stehen und die von uns verlangte Arbeit gut verrichten, müssen wir sie auch gut behandeln. Denn durch gutes Behandeln wollen wir unseren Pferdebestand gebrauchsfähig und leistungsfähig erhalten.
Zu guter Pflege gehört in erster Linie gutes und regelmäßiges Futter. Ein gutes Rauhfutter für Pferde setzt sich aus 1/3 Kleeheu, 1/3 Wiesenheu und 1/3 Stroh nebst einer entsprechenden Haferration zusammen. Die Haferration soll sich nach der Arbeitsleistung richten. Jedoch soll das ganze Jahr über etwas Hafer gefüttert werden, wenn die Pferde auch manchen Tag im Stall stehen. Die Pferde müssen sich in der arbeitsruhigen Zeit erholen und da soll der Hafer nicht fehlen. Weiter gehört zu einer guten Behandlung richtige Stallpflege; Luft und Licht gehört in erster Linie in den Stall. Über das Putzen von Pferden will ich mich nicht länger aufhalten. Ich denke, daß jeder Pferdebesitzer darauf aus ist, seine Pferde sauber zu halten. Zur guten Behandlung gehört auch der Umgang mit den Pferden bei der Arbeit. Es sollte das passende Geschirr aufgelegt werden, das nicht scheuern und drücken darf. Je besser das Geschirr paßt, um so besser ist die Zugkraft bei einem Pferd. Wir haben es auch nicht gern, wenn uns der Stiefel drückt. Da nun in der Behandlung und im Umgang mit den Pferden noch manches zu verbessern wäre, möchte ich jedem Pferdepfleger das Sprichwort zurufen: „Willst du vom Pferde viel verlangen, so mußt du es mit Liebe und Güte empfangen.“
Es gibt für einen jungen Bauern nichts Schöneres, als daß er an einem Sonn- oder Feiertagmorgen seine Pferde ausreitet oder ausfährt. Denn dadurch wird die Liebe zum Pferd erst richtig zum Ausdruck gebracht.
Darum deutscher Bauer bleibe bei deinen Pferden, denn sie waren dir von jeher treue Diener und Arbeitskameraden.