WEINGARTEN (db)- Am Blutfreitag, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt, findet in Weingarten der Blutritt statt, der die größte Reiterprozession europaweit ist. Zu dem kirchlichen Brauchtum kommen jedes Jahr viele Reiter aus nah und fern. Dazu gehört auch die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen.
Unzählige Zuschauer säumten die Wege, als die Prozession der Blutreiter bei strömendem Regen durch die Straßen zog. Nahezu zweieinhalbtausend Reiter, verteilt auf einhundertundeins Blutreitergruppen, waren dabei. Die einzelnen Blutreitergruppen sind teilweise mehr als hundert Reiter stark. Das Interesse am Blutritt in Weingarten ist ungebrochen. Die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen war dieses Jahr mit einer Abordnung von acht Reitern vertreten.
Sie wurden von vielen Familienmitgliedern als Pilger begleitet. Für die Röhlinger Blutreiter ritten Helmut Hohnheiser, Josef Uhl, Robert Jakob, Johannes Löffelad, Herbert Walter, Johannes Walter, Gebhard Bühler und Johannes Helmle.

Fast drei Stunden ritten die Reiter durch den Regen… Und davor hatten sie noch drei Stunden im Regen gewartet, bis es los ging…
Robert Jakob war dieses Jahr das fünfundzwanzigste Mal als Reiter dabei. Er erhielt eine Urkunde.

Robert Jakob erhält nach dem Blutritt vom Gruppenführer der Röhlingen Blutreitergruppe, Gebhard Bühler, eine Urkunde überreicht. 25 mal war Robert als Reiter beim Blutritt in Weingarten dabei!
Weiterhin waren aus dem Ostalbkreis die Blutreitergruppen von Jagstzell, Neuler und Aalen-Waldhausen-Großkuchen und die Bürgergarde aus Ellwangen vertreten.
Als besonderes Highlight besuchte am Donnerstag Abend Ministerpräsident (von Baden-Württemberg) Winfried Kretschmann die Stallungen unserer Reiter in Nessenreben. Die Jagstzeller Blutreiter im selben Stalltrakt hatten noch das Vergnügen, mit Familie Kretschmann zu essen.
Die Festpredikt am Donnerstag Abend hielt in diesem Jahr Seine Eminenz Kurt Kardinal Koch aus Rom, der auch gemeinsam mit Diözesanbischof Gebhard Fürst aus Rottenburg das Pontifikalamt am Freitag hielt. Heilig-Blut-Reiter war in diesem Jahr wieder, wie im Vorjahr auch, Dekan Ekkehard Schmid. Das Pilgeramt am Freitag hielt Prälat Michael Brock von der Stiftung Liebenau.
Der Blutritt von Weingarten hat bei den Reitern einen besonders hohen Stellenwert. Wie stark die Reiter mit dem Blutritt zu Weingarten verbunden sind, zeigen die vielen Jubliläen. Es gibt Blutreitergruppen mit 50-jährigem Bestehen, mit 75 Jahren und 100 Jahren. Einzelne Reiter waren selbst schon fünfzig oder gar bis zu fünfundsechzig Mal dabei.
Der Blutritt von Weingarten unterscheidet sich von den anderen bekannten Blutritten. Bei den “normalen” Blutritten kann jeder Reiter teilnehmen. In Weingarten ist dies anders. Nur eine Blutreitergruppe, deren Bewerbung angenommen wurde, darf teilnehmen. Zur Ausstattung zahlreicher Pferde gehört auch eine Kandare, bei den Reitern ist Frack mit Zylinder seit 1905 erwünscht. Aus Tradition sind in Weingarten nur männliche Reiter vertreten, was den Blutritt ebenso von den anderen Blutritten abgrenzt. Weibliche Reiter sind nur zugelassen, wenn sie Ministrantinnen sind. Bei den Altersgruppen sind viele Senioren vertreten. Viele Reiter sind über 70 Jahre alt und immer noch dabei. Es sind aber auch junge Reiter zu sehen, teilweise sind diese erst sechs bis sieben Jahre alt.
Info: Die Heilig-Blut-Reliquie ist ein Teil eines in Mantua aufgefundenen Schatzes und gelangte in Jahr 1094 durch Juditha, die Tochter Richard III von der Normandie, nach Weingarten als Stiftung an das Kloster.
Aus einem Flurumgang zu Fuß, später auch zu Pferd, in der Bittwoche mit der Heilig-Blut-Reliquie zum Segen der keimenden Saaten entwickelte sich der Blutritt von Weingarten, u.a. 1529 als “von altersher” bezeugt.
Diese Info stammt aus dem “Festgruß zum Blutfreitag in Weingarten am 15. Mai 2015”, “Ursprung und Bedeutung der Heilig-Blut- Reliquie” von Dekan Ekkehard Schmid und aus dem Heft “Das Heilige Blut zu Weingarten”.