Ruhe in Frieden, Otto!

Noch kurz vor Weihnachten musste der Verein abermals Abschied von einem Vereinsmitglied nehmen. Unser Ehrenmitglied Otto Bühler war verstorben.

An der Aussegnung nahm eine Standartenabordnung ( Andrea Ohmayer, Helmut Hohnheiser und Gerd Wiedenhöfer) teil um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Manuel sprach einen mitreißenden Nachruf, der unsere Verbundenheit zu Otto sehr treffend ausdrückte. Die wichtigsten Punkte des Nachrufs hier für alle:

Wir, der Reit- und Fahrverein Röhlingen, verlieren mit Otto Bühler ein mehr als verdientes Mitglied und mit ihm den Mann, der über Jahrzehnte die Kameradschaft unter Reitern in Röhlingen und in der Region vorgelebt hat.

Laut dem Archiv ist Otto Bühler 1949 Mitglied in unserem Verein geworden. Da wir aber wissen, dass er 1946 unter anderem am Blutritt in Schwenningen teilnahm, begannen seine Verdienste für die Röhlinger Reiterei schon vorher.

Er war maßgeblich an der Reaktivierung des Vereins nach dem Krieg beteiligt. In Neunstadt zuhause, war es mit ihm sein Bruder Anton, die die jungen Bauernsöhne rundherum angespornt haben, sich auch außerhalb der täglichen Arbeit auf dem Feld mit den Pferden zu beschäftigen. Mit Reitunterricht und geselligem Beisammensein entstand schnell eine motivierte Truppe an jungen Männern, die auf sich aufmerksam machte und immer mehr Kameraden anzog.

Im Jahr 1955 übernahm er seinen ersten offiziellen Posten als Kassierer des Vereins. Drei Jahre später wurde er in einem Lehrgang beim heutigen Landesgestüt Marbach zum Reit- und Fahrlehrer qualifiziert. Ab da war er im Verein einer von drei Reitlehrern und blieb dieser Aufgabe sehr viele Jahre treu.

Von nun an war sein Tun prägend für alle seine Vereinskameraden. Selbst als Reiter und Fahrer aktiv, war er Vorbild und konnte dies mit Erfolgen bei den ersten Wettbewerben und Reitturnieren unterstreichen. So erzählte er gern und voller Stolz die Geschichte, dass man mit zwei Zweispännern nach Gaildorf zu einem Turnier gefahren ist und dort dann in den verschiedensten Wettbewerben, u.a. auch mit einem Vierspänner, erste Preise abgesahnt hatte.

Ein ganz besonderes Highlight für die Röhlinger Reiter hat der Bauernverband dann 1958 ins Leben gerufen – den Wanderpreis. Ein Pokal, um den in einer Mannschafts-Dressur beim jährlichen Kreisreitertag geritten wurde. Vom ersten Jahr an hatten die Röhlinger mit einem sehr großen Einsatz in Training und Vorbereitung um diesen Pokal gekämpft. Otto war als Reiter oder als Reitlehrer jedes Jahr Teil der Mannschaft und hat damit zu einer jahrelang anhaltenden Siegesserie der Röhlinger beigetragen.

Aber nicht nur sportlich brachte Otto den Reit- und Fahrverein voran, er war auch bei kirchlichen und festlichen Anlässen nicht wegzudenken. Egal ob im Sattel oder an den Leinen war er bei Ritten und Festumzügen stets vertreten und hat dabei auch immer auf einen ordentlichen und korrekten Auftritt seines Vereins Wert gelegt. Und natürlich war der Kalte Markt auch für ihn der jährliche Höhepunkt der Ellwanger Pferdewelt.

Eine Tradition zu dieser Zeit war es, dass ein Reiter auserwählt wurde, beim Umzug durch die Stadt als Fürstprobst zu reiten. Otto wurde diese Ehre 1962 und 1964 zuteil.

Gesattelt hatte er hierfür seine Stute Ilona, die er aus der Zucht auf Schloss Ellwangen gekauft hatte. Diese Stute war eines der ersten modernen Reitpferde in der Region und hatte von Anfang an auf sich aufmerksam gemacht. Sein Neffe Anton konnte mit ihr viele Siege und Platzierungen auch auf größeren Turnieren einholen. Später wurde sie zwar von Otto wieder verkauft, hat aber dann als Zuchtstute ebenso überzeugt und einige spannende Nachkommen zur Welt gebracht.

Otto’s größte Leidenschaft aber war das Fahren. Von der täglichen Arbeit auf dem Feld geprägt, mussten alle Pferde an das Geschirr und das Ziehen von Wagen und Geräten herangeführt werden. Er war mit viel Enthusiasmus und Feingefühl ein prägender Ausbilder von jungen Fahrpferden in Röhlingen und Umgebung.

Zweispänner zu fahren war die Pflicht, Vierspänner fahren zu können, war die Kür. Und weil im eigenen Stall nicht immer vier passende Pferde zur Verfügung standen, nahm Otto mit seiner kameradschaftlichen Art den Kontakt zu anderen auf und schaffte es so, für viele festliche Anlässe einen eindrucksvollen Vierspänner zu formen. Zahlreiche Ehrengäste und Prominente liessen sich in Festzügen von ihm chauffieren und auch bei vielen Hochzeiten hat er für besondere Erinnerungen gesorgt.

Mit seiner Pferdeleidenschaft und seiner Art hat er in der ganzen Region dazu beigetragen, dass eine begeisterte Generation von jungen Männern den Pferden, trotz Einzug der modernen Landwirtschaft, treu blieb und so auf zahlreichen Höfen weiterhin Pferde gehalten wurden.

Er stand mit voller Energie immer zur Verfügung, wenn es um die Pferde und den Reitsport ging. Keine Vereinsveranstaltung in Röhlingen fand ohne Otto statt. Bei jeder Baumaßnahme an Reitplätzen und an der Reithalle hat er mit angepackt. Beim Kalten Markt stand er Jahr für Jahr bei den Pferdeprämierungen auf dem Schießwasen und unterstütze die Züchter und das Richtergremium.

Bis über seinem 90. Geburtstag hinaus konnten wir ihn bei fast allen Versammlungen und Feiern des Vereins begrüßen und mit ihm gut gelaunte Unterhaltungen führen.

Sein ganzes Leben war geprägt von seinem Einsatz für ein harmonisches Miteinander. Ein Miteinander zwischen Mensch und Pferd und ein Miteinander zwischen den Menschen. Er hat die Reiterkameradschaft geprägt wie kein zweiter. Es gäbe zahllose Geschichten zu erzählen – von feucht-fröhlichen Abenden im Vereinslokal in Neunstadt – vom Heimreiten nach Umzügen oder auch vom legendären Gumpendonnerstagsball der Reiter in Röhlingen.

Er hat aber nicht nur innerhalb des Röhlinger Reitvereins die Kameradschaft und die Geselligkeit geprägt, er hat auch immer schon den Zusammenhalt unter den Vereinen gefördert.

Für seine Verdienste für den Verein wurde er 1992 zum Ehrenmitglied ernannt.

Mit Otto Bühler verlieren wir einen Urvater unseres Vereins. Er hat mit seiner Generation den Grundstein dafür gelegt, dass Pferde auch trotz technischen Fortschritts unsere Region heute noch prägen.

Und eigentlich hätte es meiner ganzen Worte garnicht gebraucht, denn wenn ein Mensch überall nur als Onkel Otto bekannt ist, ist bereits alles gesagt.

Lieber Otto ruhe in Frieden.

So wollen wir ihn in Erinnerung behalten…

Das war sein Totenbild…

Das Bild von der Aussegnung von Otto Bühler mit unserer Standartenabordnung haben wir von Gebhard erhalten…