Blutritte Schwenningen und Lippach

WESTHAUSEN-LIPPACH (db)- Am Sonntag nach Christi Himmelfahrt findet in Lippach der traditionelle Blutritt statt. Seit 62 Jahren verehrt die Kirchengemeinde St. Katharina Lippach ihre  Heilig-Blut-Reliquie durch eine Reiterprozession. Das Heilig-Blut-Fest in Lippach beginnt traditionell mit einer Reitermesse auf dem Kirchplatz. Nach der Messe startet die Reiterprozession. Die Strecke führt über Baldern nach Röttingen, von dort nach Kahlhöfe und über den Stockmühlstausee zurück nach Lippach. In Röttingen selbst wird die Prozession vom Pfarrer und einer Blaskapelle begrüßt und bis zum Dorfende begleitet. Nach gut zwei Stunden Rittes auf einer landschaftlich besonders reizvollen Strecke kehren die Reiter zurück und erhalten den Schlusssegen.

Die Heilig-Blut-Reliquie ist seit dem Jahr 1787 in Lippach in der St. Katharina-Kirche. Im Jahr 1950 fand der erste Heilig-Blutritt in der Pfarrei Lippach statt. Damals waren es laut Aufzeichnungen 113 Reiter, im Jahr darauf waren es schon 185 Reiter. Die Tendenz zeigte ein steigendes Interesse an den Blutritten und an der Verehrung des Heiligen Blutes.

In Lippach sieht man sehr viele Jugendliche mitreiten, was auch zeigt, dass sich die Jugend auch für diese Tradition interessiert und diese weiter pflegen will.

NEULER-SCHWENINGEN (db)- Am Pfingstwochenende findet in Schwenningen das Heilig-Blut-Fest statt. Höhepunkt des dreitägigen Festes ist der Blutritt am Montag, bei dem in einer Reiterprozession der Segen Gottes auf die Welt herabgerufen wird. Über 200 Reiter beteiligen sich an der Prozesion.

Über 200 Reiter sind anwesend und beginnen die Prozession mit einer Reitermesse vor der Heilig-Blut-Kapelle in Schwenningen. Die Reiter kommen aus den nahen Umgebung wie Neuler, Schwenningen, Bronnen, Röhlingen, Rindelbach, aber auch von weiter her wie Aalen-Waldhausen oder Bühlertann. Altersmäßig ist die Reiterprozession bunt gemischt, von den Senioren bis zu den kleinen Kindern, die teilweise auf den Pferden geführt wurden, ist alles vertreten. Die Strecke der Reiterprozession führt von Schwenningen nach Neuler, von dort über Espachweiler, Schrezheim und Schleifhäusle zurück nach Schwenningen. Das Segens-Reliquiar enthält einen Stein vom Felsen Golgotha, den Pfarrer Eugen Schneider nach einer Pilgerreise ins Heilige Land im Jahr 2001 der Kapelle vermacht hatte. Während der Reiterprozession findet ein Wallfahrtsgottesdienst statt. Nach der Messe holen der Pfarrer und seine Ministranten mit dem Musikverein Neuler und Standartenabordnungen von verschiedenen Vereinen aus der Neulerner Umgebung die Reiter am anderen Ende des Dorfes ab und geleiten sie zum Festplatz, wo auch die Reitersegnung stattfindet.

Info:

Die Heilig-Blut-Kapelle in Schwenningen wurde vor über 500 Jahren, im Jahre 1497 geweiht. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es verschiedene Gebetserhörungen beim Gnadenbild in der Kapelle. Der Blutritt selbst ist seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar. Er war als Ritt um die Kapelle damals der Höhepunkt eines Jahrmarktes. Leider ist die Tradition des Blutrittes in Schwenningen etwa 1870 eingeschlafen. Nach einigen Versuchen, den Blutritt wiederzubeleben, fand im Jahr 1947 der erste Blutritt seit rund 80 Jahren statt und war damals ein großer Erfolg. Diese Tradition wird seit damals weitergeführt und Schwenningen gehört zu den größeren Blutritten, der bei Suchen im Internet gleich nach den Blutritt in Weingarten gelistet wird.

Die historischen Hintergrundinformationen stammen von Norbert Pfitzer, dem Messner und Kapellenpfleger von Schwenningen. Er ist, seit er 13 Jahre alt ist, als Messner tätig und dies nun schon 43 Jahre lang.

Beide Blutritte werden seit vielen Jahren regelmäßig auch von Röhlinger Reitern besucht. Mal ist es nur eine Standartenabordnung, mal sind es große Gruppen mit 10-20 Reitern. Diese kirchlichen Ritte gehörten zu den ersten, die nach dem Krieg von den Reitergruppen besucht wurden.