Der Blutritt in Weingarten – Entwicklung bis 1999

Der Blutritt in Weingarten, am Freitag nach Christi Himmelfahrt, im Oberland der Blutfreitag genannt, ist mit ca. 100 Blutreitergruppen und bis zu 3000 Reitern die größte Reiterprozession Europas. Er ist das herausragendste Ereignis an dem die Reiter des Reit- und Fahrvereins Röhlingen und Umgebung 1924 e.V. im Laufe eines Jahres teilnehmen. Seit 1973 bildet sich unter der Führung von Josef Betzler (Sattler) jährlich eine Blutreitergruppe im Verein. Dieses Jahr wurde die Blutreitergruppe für ihr 25- jähriges Bestehen mit der Verleihung einer Urkunde und eines Fahnenbandes geehrt. Die ersten Blutreiter aus Röhlingen, die 1973 am Blutritt teilnahmen waren Anton Bühler sen.+, Neunstadt, Otto Bühler, Rosenberg, Josef Betzler, Röhlingen, Josef Mai +, Dalkingen, Alois Stock +, Haisterhofen und Gerhard Dirrheimer, Dettenroden.

An Christi Himmelfahrt, um die Mittagszeit machen sich die Blutreiter mit ihren Pferden von Röhlingen aus auf den Weg nach Weingarten. Sie beziehen dort Quartier auf dem ehemaligen Hofgut Nessenreben außerhalb Weingartens. Bei den ersten Besuchen war die Kaserne und dann viele Jahre der Hof von Johann Appenmaier das Quartier der Röhlinger Reiter.

Fahnenband

Quartier

Am Abend von Christi Himmelfahrt beginnen die Feierlichkeiten zum Blutfreitag mit einem Gottesdienst, der Festpredigt und der Lichterprozession durch die Stadt zum Kreuzberg. Am Blutfreitag ist um 4.00 Uhr frühmorgens Reitermesse in der Basilika. Bis 6.30 Uhr müssen die Blutreitergruppen dann ihren Aufstellungsplatz in der Stadt eingenommen haben. Punkt 7.00 Uhr, mit der Übergabe der Heilig-Blut-Reliquie am Kirchenportal der St. Martins Basilika, beginnt der Blutritt. Heilig Blutreiter ist seit 1922 ununterbrochen ein Benediktinermönch des Klosters Weingarten.

Bei der Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins wird immer schon darauf geachtet, daß alle Pferde gleich, mit weißer Satteldecke, bandagiert, mit Vorderzeug und auf Kandare geritten werden. Singend und betend reiten die Blutreitergruppen auf dem Öschweg mit vier Stationsaltären von Weingarten in ungefähr drei Stunden nach Baienfurt und wieder nach Weingarten. In den meisten Gruppen reiten Pfarrer und Ministranten als Prozessionsreiter mit. Viele Musikkapellen begleiten ihre Reiter durch die Stadt und empfangen sie wieder nach ihrer Rückkehr. Der Blutreiter trifft ungefähr um 11.00 Uhr im Klosterhof ein. Nach der Rückgabe der Heilig- Blut-Reliquie und dem Segen über Pferde, Reiter und Pilger ist in der Basilika Pontifikalamt mit dem Ehrengast, einem Bischof oder Abt, während die letzten Blutreitergruppen nach Weingarten zurückkehren.

Der Blutritt in Weingarten hat sich aus der Tradition der Bittgänge um Christi Himmelfahrt entwickelt. Diese wurden ursprünglich als Fußprozessionen abgehalten. Die Anfänge von Reiterprozessionen liegen im 14./15. Jahrhundert.

Es ist schon beeindruckend, wenn die Blutreiter, alle gleich, mit Frack und Zylinder, schwarzer Hose, weißem Hemd und Fliege und weißen Handschuhen mit ihren Standarten und Fahnen durch Weingarten hinaus in die Fluren ziehen.

Die früheste Erwähnung der Weingartener Flurprozession mit dem Heiligen Blut, an der sich die Reiter beteiligten, stammt aus dem Jahr 1529. Die Heilig-Blut-Reliquie wird im Kloster Weingarten schon seit 1094 aufbewahrt und verehrt. Die Heilig-Blut-Reliquie soll nach der Legende auf den römischen Hauptmann Longinus zurückgehen, der bei der Kreuzigung Jesu diesen Blutstropfen aufgefangen haben soll. Über Mantua ist die Heilig-Blut-Reliquie durch Kaiser Heinrich III. in das Deutsche Reich und durch Graf Balduin V. von Flandern und dessen Tochter Judith 1094 in das Kloster Weingarten gelangt. Weingarten war das Hauskloster von Judith und deren Ehemann Herzog Welf IV. von Baiern und wurde deshalb, wie es im Mittelalter christlicher Brauch war, mit besonders kostbaren Reliquien ausgestattet.

Röhlinger Reiter beim Blutritt in Weingarten 1983

Blutritt 1998;Josef Betzler,Gerhard Herre,Rudi Stämmele,Gebhard Bühler, Robert Jakob,Johannes Rieber,Werner Wiedenhöfer,Karl Helmle

Die bedeutendste, die bis in unsere Zeit verehrt wird, ist die Heilig-Blut-Reliquie.

Die Blutreiter des Reit- und Fahrvereins Röhlingen 1924 e.V., die seit 1973 am Blutritt teilnahmen:

Leonhard Abele, Jürgen Abele, Josef Betzler, Alfred Bühler, Anton Bühler sen.+, Anton Bühler, Gebhard Bühler, Otto Bühler, Gerhard Dirheimer, Karl Ebert, Joachim Freiberger, Karl Furtmaier, Karl Haas, Erwin Harsch, Karl Helmle, Gerhard Herre, Josef Higler +, Helmut Hopfensitz, Robert Jakob, Karl Kirsch +, Josef Mai +, Josef Pfitzer +, Richard Rathgeb, Josef Reeb sen. , Johannes Rieber, Rudi Stämmele, Alois Stock sen.+, Walter Syha, Phillip Thorwart, Alois Traub, Josef Uhl, Josef Vaas, Klaus Vaas, Werner Wiedenhöfer, Pfarrer Hermann…