Blutreiter fast zu zwölft

WEINGARTEN (db)- Am Blutfreitag, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt, findet in Weingarten der Blutritt statt. Zu dem kirchlichen Brauchtum kommen jedes Jahr viele Reiter aus nah und fern. Dazu gehört auch die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen.

Unzählige Zuschauer säumten die Wege, als die Prozession der Blutreiter durch die Straßen zog. Nahezu dreitausend Reiter, verteilt auf einhundert Blutreitergruppen, waren dieses Jahr dabei. Dabei sind die Blutreitergruppen teilweise mehr als hundert Reiter stark. Und jedes Jahr werden es mehr Reiter, die an diesem traditionellen Blutritt teilnehmen!
Die Blutreitergruppe des Reit- und Fahrvereins Röhlingen war dieses Jahr erstmalig mit elf Reitern vertreten. In diesem Jahr waren Josef Uhl auf Spirit, Werner Wiedenhöfer auf Herata, Wolfgang Walter (Vorstand PSK Ostalb) auf Leonardo, Herbert Walter (Bruder von Wolfgang) auf Piastra, Robert Jakob auf Don Juan, Helmut Hohnheiser auf Carisma, Georg Gösele auf Hieron, Klaus Rink auf Jacko, Johannes Helmle auf Tiberia, Gebhard Bühler auf Großgräfin und Josef Graser auf Helena die Blutreiter aus Röhlingen.

Die Röhlinger Blutreiter von Weingarten 2010

Weiterhin waren aus dem Ostalbkreis die Blutreitergruppen von Jagstzell, Neuler, Röhlingen und Aalen-Waldhausen-Großkuchen vertreten.
Die Festpredikt am Donnerstag Abend und das Pontifikalamt am Freitag wurde in diesem Jahr von Patriarch Ignatius Youssif III. Younan aus Beirut gehalten. Er ist Patriarch für die syrisch-katholische Kirche und extra aus dem Libanon nach Deutschland gereist, um bei dem Blutritt von Weingarten dabei zu sein.
Heilig-Blut-Reiter war in diesem Jahr Pater Pirmin Meyer OSB (Orden des St. Benedikt). Das Kloster des St. Benedikt in Weingarten wird in diesem Jahr leider aufgelöst, aber die Patres des Ordens haben auch für die kommenden Jahre ihre Unterstützung des Blutrittes von Weingarten zugesagt.
Der Blutritt von Weingarten hat bei den Reitern einen besonders hohen Stellenwert. Wie stark die Reiter mit dem Blutritt zu Weingarten verbunden sind, zeigen die vielen Jubliläen. Es gibt Blutreitergruppen mit 50-jährigem Bestehen, mit 75 Jahren und 100 Jahren. In diesem Jahr feierten allein elf Gruppen ihr 100-jähriges Bestehen. Einzelne Reiter waren selbst schon fünfzig oder gar sechzig Mal dabei.
Der Blutritt von Weingarten unterscheidet sich von den anderen bekannten Blutritten. Bei den “normalen” Blutritten kann jeder Reiter teilnehmen. In Weingarten ist dies anders. Nur eine Blutreitergruppe, deren Bewerbung angenommen wurde, darf teilnehmen. Zur Ausstattung zahlreicher Pferde gehört auch eine Kandare, bei den Reitern ist Frack mit Zylinder erwünscht. Aus Tradition sind in Weingarten nur männliche Reiter vertreten, was den Blutritt ebenso von den anderen Blutritten abgrenzt. Weibliche Reiter sind nur zugelassen, wenn sie Ministrantinnen sind. Bei den Altersgruppen sind viele Senioren vertreten. Viele Reiter sind über 70 Jahre alt und immer noch dabei. Es sind aber auch junge Reiter zu sehen, teilweise sind diese erst sechs bis sieben Jahre alt.
Info: Die Heilig-Blut-Reliquie ist ein Teil eines in Mantua aufgefundenen Schatzes und gelangte in Jahr 1094 durch Juditha, die Tochter Richard III von der Normandie, nach Weingarten als Stiftung an das Kloster.
Aus einem Flurumgang zu Fuß, später auch zu Pferd, in der Bittwoche mit der Heilig-Blut-Reliquie zum Segen der keimenden Saaten entwickelte sich der Blutritt von Weingarten, u.a. 1529 als “von altersher” bezeugt.

Diese Info stammt aus dem “Festgruß zum Blutfreitag in Weingarten am 14. Mai 2010”, “Ursprung und Bedeutung der Heilig-Blut- Reliquie” von Fr. Michael Aberle OSB und aus dem Heft “Das Heilige Blut zu Weingarten”.